Sein erstes Weltcuprennen im Skicross hat Ryan Regez vor sieben Jahren bestritten. Er verfolgt seine Ziele mit grossem Ehrgeiz und ist seit 2018 mit crossmind als Sponsor unterwegs. In der Saison 2021/22 gelangen ihm seine bisher bedeutendsten Erfolge. Er gewinnt den Gesamtweltcup mit deutlichem Vorsprung und das Saisonhighlight mit den Olympischen Spielen als Krönung seiner bisher erfolgreichsten Saison.
Ryan Regez und crossmind – beides erfolgreiche Querdenker
Ryan Regez ist im Berner Oberland aufgewachsen und stand bereits früh auf den Skiern. Durch den Skisport entstand damals auch die Verbindung zu crossmind. Diese Freundschaft besteht bis heute und hat schlussendlich zum Sponsoring von Ryan geführt. Ryan Regez verfolgt seine Ziele konsequent und geht dafür gerne neue Wege. Mit seiner bodenständigen Art vertritt er dieselben Werte wie crossmind. Eine der grössten Gemeinsamkeit sehen wir in der querdenkerischen Art, die uns zuverlässig unsere Ziele erreichen lässt.
Mit grosser Vorfreude schauen wir auf die nächste Weltcupsaison und haben den Anlass genutzt, Ryan einige Fragen zu seiner Saisonvorbereitung, zu seinem Mindset und seiner Einstellung zum Training zu stellen. Seine Antworten findest du in diesem Blog. Viel Spass beim Lesen!
Ryan, stehen noch weitere Events an, wo du die Erfolge der letzten Saison nochmal aufleben kannst oder bist du von nun an voll auf die Vorbereitungen fokussiert?
“Am Wochenende war der Super10Kampf, diese Woche ist noch frei, und nächste Woche startet der Weltcup mit den Rennen in Val Thorens in Frankreich.”
Bist du eher ein Macher oder ein Denker?
“Denker. Im Skicross spielt sich viel im Kopf ab und ich überdenke sehr viel.”
Aktive Erholung oder Wellness?
“Wellness, da ich gerne mal nichts mache, wenn ich mal nicht unterwegs bin und Zeit habe.”
Kalte oder warme Dusche?
“Es kommt ganz auf meine Stimmung an. Eher warm, am Schluss aber gerne nochmal kalt.”
Saisonpause in der Schweiz oder im Ausland?
“Im Ausland. Für mich ist es ein wichtiger Bestandteil des Jahres, dass ich weggehen, meinen Kopf lüften und neue Orte sehen kann. Das ist für mich sehr wichtig und ich geniesse es immer sehr.”
Auto oder öffentlicher Verkehr?
“Beides, je nachdem wofür. Wenn es möglich ist, fahre ich im öffentlichen Verkehr. Im Zug kann ich verschiedene Dinge erledigen, während sich das Auto besser zum Telefonieren eignet. Je nachdem was ich erledigen möchte, entscheide ich mich für den Zug oder für das Auto.”
Mineralwasser oder Hahnenwasser?
“Hahnenwasser. (lacht) Am liebsten Schweizer Hahnenwasser. In den USA kann man das Wasser fast nicht trinken. Erstaunlicherweise gewöhnt man sich aber recht schnell daran.”
Talina Gantenbein hat dich in einem Interview als einfühlsam und offen beschrieben, in welchen Situationen äussert sich das?
“Ich denke, dass es stimmt, was Talina über mich gesagt hat. Man merkt es am besten, wenn es jemandem nicht gut geht oder jemand verletzt ist. Ich war selbst schon in dieser Situation und kann sehr gut nachempfinden und ich weiss, wie unangenehm es ist. Dabei hilft es sicher, wenn jemand gut zureden kann, da kommt mir meine kommunikative Art sicher zu Gute.”
Wie gehst du mit Misserfolgen und Verletzungen um?
“Wenn es in einem Rennen nicht läuft, vertraue ich ganz auf mich und meine Fähigkeiten, dass es schon wieder klappen wird. Verletzungen sind da viel schwieriger wegzustecken. Ich investiere sehr viel Arbeit und Zeit in mich selbst und wenn ich mich dann verletze ist es sehr schade für den ganzen Aufwand. Ich hatte schon mehrere Verletzungen und man benötigt viel Zeit um wieder zurückzukommen in den Weltcup. Das ist immer ein ziemlicher Kampf. Hier ist es sehr wichtig, dass ich mein Ziel immer vor Augen habe und nicht einfach eine Reha ohne Plan im Kopf starte. Das hilft mir am meisten. Der mentale Aspekt ist sehr wichtig, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Nicht jeder kann Verletzungen einfach wegstecken. Wer noch keine Verletzungen hinter sich hatte, denen merkt man es an. Durch Verletzungen wird man reifer und lernt sich besser kennen.”
Hast du spezifische Techniken für High-Performance?
“In der Rennsaison versuche ich alle Einflüsse, die mich negativ beeinflussen können, nicht an mich heran zu lassen. Das hat mir sehr geholfen. Da sich der Skicross draussen abspielt gibt es unzählige Dinge, die nicht optimal sein können. Dies sind beispielsweise die Schneeverhältnisse, das Wetter, die Zusammensetzung der Heats, die Strecke, die Linienführung. Hier gibt es viele Dinge, die einen nerven können. Mir ist es dabei wichtig, immer das Positive daraus zu ziehen.”
«In der Rennsaison versuche ich alle Einflüsse, die mich negativ beeinflussen können,
nicht an mich heran zu lassen.»
– Ryan Regez –
Mit deiner Pflanzlichen Ernährung gehst du einen anderen Weg als viele deiner Konkurrenten. Ist dir die Meinung von anderen wichtig?
“Ich mache den Sport grundsätzlich nicht für andere, sondern vor allem für mich. Deshalb höre ich auf mich und gehe meinen eigenen Weg. Klar ist es schön, wenn ich positives Feedback erhalte. Dies ist aber nicht der Grund, weshalb ich es mache. Wenn dabei andere inspiriert werden, dann ist es eine sehr gute Sache. Ich bin schon immer meinen eigenen Weg gegangen, aber das war bis jetzt immer das Richtige für mich und so werde ich auch weiterfahren.”
Der Begriff “crossminder” steht für “Querdenker”. Gibt es in deinem Training Dinge, wo du neue Wege suchst und gehst, um dein Ziel zu erreichen?
“Bei der Ernährung gehe ich meinen eigenen Weg. Die Zusammenarbeit mit meinem Mentaltrainer läuft schon seit sechs Jahren. Das ist länger als bei den meisten meiner Konkurrenten. Auch in meiner Trainingsgestaltung gehe ich meinen eigenen Weg. Ich werde von Swissski betreut. Trotzdem gehe ich andere Wege, beispielsweise mit einer Auszeit jeweils im Frühling nach der Saison, dieses Jahr waren es zwei Monate in Kalifornien. Ich höre immer auf mich und meinen Körper und darauf, was mir gut tut. Dabei nehme ich wenig Rücksicht auf andere, was einige vielleicht als egoistisch bezeichnen würden, aber es ist immer noch ein Einzelsport und ich bin alleine für meine Leistung verantwortlich. Auf dem Schnee fahre ich Trainingsläufe meistens nicht mit vollem Einsatz, weil es mir leichtfällt, für das Rennen auf den Rennmodus umzustellen. Andere fahren in den Trainings bereits mit vollem Einsatz, gleich wie das Rennen. Ich fahre das Training zurückhaltender und muss die Strecke fahren können und kann dann durch mein gutes Gefühl für die Strecke und meine Erfahrung erfolgreich auf vollen Einsatz umstellen auf das Rennen. Meine Trainer haben mir schon mal geraten, schneller zu fahren in den Trainings, jedoch funktioniert es so besser für mich und ich werde deshalb so weiterfahren.”
«Ich absolviere Trainingsläufe oft nicht mit vollem Einsatz,
der Wechsel in den Rennmodus gelingt mir dann aber problemlos.»
– Ryan Regez –
“Ich trainiere grundsätzlich anders als meine Konkurrenten. Mir ist im Training Qualität wichtiger als Quantität. Ich habe einfach zu wenig Zeit, um oft und lange zu trainieren. Auch aufgrund meiner vielen Termine, die ich habe. Deshalb versuche ich das Maximum aus meiner Zeit rauszuholen. Ich versuche meine Ressourcen und meine Zeit so zu nutzen, dass ich in jedem Bereich das Optimum herausholen kann.”
Wie findest du die neuen Lösungen auf dem Weg zu deinem Ziel?
“Ich lerne aus jeder Saison und jeder Vorbereitung etwas dazu und habe gemerkt, was mich in meiner Leistungsentwicklung unterstützt und was nicht. Über die Jahre habe ich dadurch gelernt, auf mich zu hören und darauf was mir gut tut. Die 6 Jahre mit dem Mentaltrainier haben bisher viel bewirkt. Diese Veränderungen im mentalen Bereich geschehen nicht von heute auf morgen. Das Ganze ist ein Prozess der viel Geduld benötigt, um seinem Ziel näher zu kommen. Dabei ist mir das Ziel besser zu werden sehr wichtig. Ich versuche immer mehr aus mir heraus zu holen. Nach einer Saison analysiere ich mein Trainingsprogramm und nehme daraus die erfolgreichen Punkte in die nächste Saisonvorbereitung. Zudem suche ich nach Bereichen mit Verbesserungspotential und versuche mich darin zu verbessern in Hinsicht auf die nächste Saison.”
Durch welche Prinzipien lässt du dich in deinem Leben leiten?
“Ein Prinzip, das ich verfolge, ist, dass alles aus einem Grund passiert. Hier gehören Erfolge, aber auch Verletzungen dazu. Daraus kann ich immer etwas lernen und als Mensch stärkt es mich inc meinen Fähigkeiten, mit Rückschlägen umzugehen. Als Mensch nehme ich mich selbst nicht immer so ernst und bin positiv eingestellt und eine aufgestellte Persönlichkeit. Es ist wichtig, dass man über sich selbst lachen kann, um mit falschen Entscheidungen besser umgehen zu können. Das Wichtigste ist es, meine Ziele konsequent zu verfolgen, damit ich sie schlussendlich auch erreiche. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und will meine Ziele um jeden Preis erreichen. Ich versuche das Beste aus jeder Situation zu machen. Ich gebe immer mein Bestes, unabhängig davon um was es sich handelt. Das ist für mich sehr wichtig, damit ich mir nichts vorwerfen kann, nicht alles für meinen sportlichen Erfolg getan zu haben. Auch in Interviews und Medienauftritten gebe ich mir immer sehr Mühe. Ich versuche meine Zeit nicht zu verschwenden. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.”
Interview vom 29. November 2022
Herzlichen Dank an Ryan Regez für das spannende Interview und den Einblick in sein Training und seine Überlegungen.
Verletzungspech in Arosa
Am Montag stand das vierte Rennen der laufenden Saison auf dem Programm. Für Ryan Regez ist es allerdings alles andere als optimal verlaufen. Im kleinen Final stürzte er nach einer Landung und verletzte sich am linken Knie. Er wurde bereits operiert und wird voraussichtlich für längere Zeit ausfallen.
Mit diesen Zeilen wünschen wir Ryan ganz viel Kraft für die erfolgreiche Rückkehr auf die Weltcup-Piste. Wir glauben fest daran, dass er diese Herausforderung mit seiner positiven Einstellung und seiner Erfahrung gut meistern und noch stärker zurückkommen wird.
Mehr zu Ryan Regez
Erfahre mehr über seine Erfolge auf Swissski: https://www.swiss-ski.ch/athletinnen/detail/ryan-regez/
Auf seinem Instagram-Kanal bleibst du auf dem Laufenden und erhältst spannende Einblicke in sein Leben als Skicross-Athlet: https://www.instagram.com/ryanregez/?hl=de